In Memoriam – Erich Oberlechner
In großer Trauer müssen wir bekannt geben, dass unser Ehrenmitglied, Ministerialrat a.D. Erich Oberlechner verstorben ist. Als „die Stimme“ unseres Neujahrskonzerts hat er uns seit 2003 als Moderator durch unsere Konzerte begleitet und sowohl beim Publikum als auch bei den Vereinsmitgliedern höchste Wertschätzung und Beliebtheit genossen. Wie kein anderer hat er es verstanden, die Zuhörer mit seiner einzigartigen Stimme in seinen Bann zu ziehen und für eine besondere Konzertatmosphäre zu sorgen. Sein Auftreten war bis zuletzt höchst professionell, auf seine Auftritte hat er sich immer sehr akribisch vorbereitet, nichts dem Zufall überlassen.
Kapellmeister Johann Pausackerl zur Zusammenarbeit: „So haben wir immer etwa eine Woche vor den Konzerten Telefongespräche geführt, um die übermittelten Moderationstexte und den Konzertablauf im Detail zu besprechen. Stets fand er Worte der Anerkennung für die Arbeit der Grenzlandkapelle und versicherte mir jedes Mal, sich schon auf das Konzert zu freuen. Obligatorisch endeten die Gespräche mit der Frage, ob ihn „Herr Käf“ – sein Leibchauffeur Andreas Pausackerl – wie immer zur gewohnten Zeit am Bahnhof Retz abholen würde.“
Vor dem Neujahrskonzert 2020 teilte er uns mit, dass er sich diesmal von „seinem Publikum“ verabschieden werde. Seit einigen Jahren – v.a. seit dem viel zu frühen Tod seiner geliebten Frau Maria – spielte Erich mit dem Gedanken, altersbedingt „keine großen Auftritte mehr absolvieren zu wollen“. Schweren Herzens mussten wir seinen Entschluss respektieren und konnten ihn sehr würdevoll mit Standing Ovations aller Konzertbesucher verabschieden. Dass es ein Abschied für immer sein würde, konnten wir damals nicht wissen.
So ernst und konzentriert er „dienstlich“ in Erscheinung trat, so locker und fröhlich konnte er in Gesellschaft mit Bekannten und Freunden über seine Lebenserfahrungen erzählen. Er liebte die Geselligkeit und ein gutes Glas Wein. Auch so haben wir „unseren Erich“, der in Niederfladnitz familienbedingt einen Zweitwohnsitz hatte, gekannt. Durch eine persönliche Freundschaft unseres damaligen Obmanns Günther Trautenberger und auf sein Bestreben hin kam er schließlich mit der Grenzlandkapelle in Kontakt.
Ehrenobmann Günther Trautenberger über seine Freundschaft zur Erich: „Uns hat eine jahrzehntelange Freundschaft verbunden, wir haben viele Silvester-Abende gemeinsam gefeiert und sind auch gemeinsam durch viele Höhen und Tiefen gegangen“.
Schon vor Erich´s Tätigkeit als Moderator bei unseren Konzerten kam es dabei zu gemeinsamen Projekten. Beruflich arbeitete Erich Oberlechner als hochrangiger Mitarbeiter im Beschaffungswesen bei der Österreichischen Post. In dieser Funktion war er maßgeblich am Entstehen der Sonderbriefmarke anlässlich des ersten Spendenveranstaltung der Grenzlandkapelle Hardegg zu Gunsten der St. Anna Kinderkrebsforschung auf der Ruine Kaja beteiligt. Ebenso erschien zum 2. Kürbisfest im Retzer Land eine Sonderbriefmarke. Den allerersten Auftritt mit seiner markanten Stimme für die Grenzlandkapelle hatte er schließlich 1992. In diesem Jahr erschien die erste CD/MC-Produktion „An der Thaya“, wo er als Sprecher mitwirkte.
Seine „künstlerische“ Seite begleitete ihn sein ganzes Leben lang. Bei seiner Ausbildung am Max Reinhardt-Seminar absolvierte er u.a. das Pflichtfach Gesang, das ihm sehr viel Spaß machte. Nicht zuletzt versuchte ihn sein Lehrer, Prof. Josef Maschkan, mehrfach zu überreden, Gesang zu studieren. Erich verfolgte aber schon lange einen anderen Berufswunsch, er wollte Nachrichtensprecher beim ORF werden, was er dann auch tatsächlich 20 Jahre lang nebenberuflich machte. In dieser Zeit hatte Erich auch einen Exklusiv-Vertrag mit einer Profi-Band, bei der er als Sänger von Udo Jürgens-Liedern mitwirkte. Unsere Konzertbesucher erinnern sich bestimmt, dass Erich auch bei unseren Konzerten manchmal zum Gesangsmikrofon griff und in treffender, eleganter Manier Lieder von Gilbert Bécaud – „Monsieur 100.000 Volt“ – und eben Udo Jürgens großartig interpretierte. Beliebt waren „Ich war noch niemals in New York“ und zuletzt im Jahr 2018 „5 Minuten vor 12“.
Obmann Martin Schiner: „Erich Oberlechner war auch ein fürsorglicher Familienmensch, der die Zeit mit seinen Kindern und Enkeln sehr schätzte. Als einmal eine ‚Besprechung‘ nach dem Neujahrskonzert etwas zu lange ging, hat Erich den Anschlusszug in Stockerau verpasst. Kurzerhand stiegen wir wieder ins Auto und ich brachte ihn nach Wien. Die ganze Fahrt hat er von seiner Familie erzählt und wie gern er die Zeit mit gemeinsamen Hobbys verbringt.“
Uns bleibt die Erinnerung an einen großartigen Menschen, Künstler und Freund, der seine Talente auch der Grenzlandkapelle Hardegg und ihrem Publikum immer unentgeltlich zur Verfügung stellte. Dafür wurde ihm bereits im Jahr 2004 die Ehrenmitgliedschaft ausgesprochen und dieses ehrende und wertschätzende Andenken werden wir ihm auch über seinen Tod hinaus bewahren. Wir sind sehr froh, dass wir uns vor seinem plötzlichen und unerwarteten Ableben sowohl offiziell, wie auf der Titelseite der letzten Ausgabe unserer Vereinszeitung zu sehen, als auch im Freundeskreis nach dem Neujahrskonzert beim geselligen Beisammensein im Musikerheim von ihm verabschieden konnten. Es war ein sehr herzlicher, persönlicher Abschied, als er gegen 21 Uhr zum letzten Zug nach Wien abgereist ist – mit der Aussicht, dass wir uns spätestens beim Geburtstagskonzert im Oktober wieder sehen werden. Dazu kommt es nun leider nicht mehr.
Danke für alles und ruhe in Frieden, lieber Erich!
Text: Johann Pausackerl und Martin Schiner
Fotos: Herbert Bednarik